171 junge Frauen und Männer starten ihren Freiwilligendienst

Erstellt von Kerstin Kempermann |

Der Gottesdienst stand unter der Überschrift "300.000 Mal Zusammenhalt". Diakonie blickt mit Sorge auf die geplanten Kürzungen der Förderungen für FSJ und BfD.

Oldenburg, 7.9.2023 – 171 junge Frauen und Männer sind in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche mit einem Gottesdienst in ihrem Freiwilligen Jahr begrüßt worden. Im Zentrum des Gottesdienstes stand das Thema Zusammenhalt. „Dieser Jahrgang ist ein ganz besonderer, denn er hat ein Motto: 300.000 Mal Zusammenhalt.“, begrüßte Gesche Poppe Leiterin des Bereichs Freiwilligendienste die neuen Freiwilligen. Denn in diesem Jahrgang wird die Zahl von 300.000 Menschen überschritten, die seit Beginn in 1954 einen Freiwilligendienst in der Evangelischen Trägergruppe gemacht haben. Um den Zusammenhalt auch im Gottesdienst deutlich zu machen, wurde gemeinsam mit den Freiwilligen ein großes Netz geknüpft.

Bei aller Freude über die neuen Freiwilligen, die in diesem Jahr die soziale Arbeit kennen lernen werden, macht sich Gesche Poppe Leiterin des Bereichs Freiwilligendienste bei der Diakonie im Oldenburg Land Sorgen um die zukünftige Ausgestaltung der Freiwilligendienste. Denn nach den Plänen der Bundesregierung soll die Förderung des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) und des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) um insgesamt 78 Millionen Euro in 2024 und um weitere 35 Millionen Euro in 2025 gekürzt werden. Die Diakonie warnt eindringlich vor den Folgen, wenn jeder vierte Platz bei den Freiwilligendiensten wegfallen sollte.

„Die Freiwilligendienste leisten einen wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und bieten jungen Menschen die Gelegenheit, soziale Arbeit kennenzulernen. Die Mittelkürzungen sind völlig unverständlich vor dem Hintergrund der immensen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht. Denn Freiwilligendienste leisten durch Demokratiebildung und gelebte Inklusion einen unschätzbaren Beitrag gegen extremistische Einstellungen und Ausgrenzung“, sagt Thomas Feld, theologischer Vorstand der Diakonie im Oldenburger Land.

 Durch die Kürzungen drohe eine Reduzierung von Personal, das die Freiwilligen begleitet. Weniger pädagogisches Personal ist gleichbedeutend mit weniger individueller Begleitung der Freiwilligen, weniger Unterstützung in persönlichen Krisensituationen und Orientierungsfragen. „Dabei ist der Bedarf dafür durch die Corona-Pandemie extrem gestiegen“, betont Poppe.

 „Die junge Generation musste schon in der Pandemie viele Lasten tragen. Sie darf nicht durch den Sparzwang erneut benachteiligt werden. Aber auch unsere Einrichtungen werden vor große Herausforderungen gestellt. Die Freiwilligen entlasten hauptamtliche Kräfte und lernen soziale Arbeit kennen. Auf diesen bewährten Weg, Nachwuchskräfte zu gewinnen, können wir angesichts des Fachkräftemangels auch gesamtgesellschaftlich nicht verzichten“, betont Diakonie-Vorstand Thomas Feld.

Schon jetzt sind Freiwilligendienste nicht auskömmlich finanziert. Träger wie die Diakonie finanzieren rund ein Drittel der Kosten. Die geplanten Kürzungen stehen im Widerspruch zur Koalitionsvereinbarung der Ampelkoalition, in der die Stärkung und der nachfragegerechte Ausbau der Freiwilligendienste beschlossen wurden.

Wie hoch die Freiwilligendienste geschätzt werden, zeigt die kürzlich erfolgreiche Petition #freiwilligstark an den Deutschen Bundestag: Mehr als 92.000 Unterzeichnende setzen sich darin für die gesellschaftliche Anerkennung und einen Ausbau der Freiwilligendienste ein.

Die Diakonie im Oldenburger Land bietet pro Jahr rund 200 Plätze in 173 Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Schulen, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Seniorenheimen, ambulanten Pflegediensten, Kirchengemeinden, Krankenhäusern oder der Gemeinwesenarbeit.

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